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Dienstag, 22. Mai 2018

QUICK & DIRTY: PARQUET COURTS / Wide Awake!

Published: 18.05.2018
Label: Rough Trade Records
Genre: AlternativeRock, IndieRock, PunkRock
Country: New York, U.S.A.



Members:
Andrew Savage, Austin Brown, Sean Yeaton, Max Savage

Es gibt einige Bands, bei denen sich mir nie die Frage stellt, ob ich mir das neue Album ungehört vorbestellen soll. Die PARQUET COURTS aus New York gehören seit ihrem zweiten Album "Light Up Gold"(2012) zu diesen Bands.

Die Band hat es seitdem geschafft, mit wenigen Alben einen unverkennbaren Sound zu etablieren, der irgendwo zwischen Talking Heads, The Clash und, The Stooges einzuordnen ist. Beim neuen Album "Wide Awake!" gilt es aber auf die alarmierenden Vorzeichen zu achten, denn niemand Geringerer als Danger Mouse wurde vom Quartett ins Boot geholt, um dem neuen Werk einen speziellen Schliff zu geben- und wer die gefährliche Maus und ihre Produktionen kennt, der weiß, dass Brian Burton immer eine deutliche Handschrift seines Schaffens hinterlässt.



Beim ersten kompletten Albumdurchgang fällt auf, dass das Album sehr abwechslungsreich ist, aber auch, dass die gefährliche Maus es wieder einmal geschafft hat, dass eine eigentlich für den Massengeschmack untaugliche Band sich in Sachen Zugänglichkeit deutlich bewegt hat. Sagen wir es so, noch nie war es einfacher für einen Mainstreamradiohörer, sich auf die Parquet Courts einzulassen.



Dass diese, nennen wir es neue Zugänglichkeit, nicht in Anbiederung mündet, ist die große zu bewerkstelligende Kunst eines von Danger Mouse produzierten Albums. Das gelang zuletzt grandios mit Portugal.The Man, kann aber, wenn die Band über nicht genügend kreatives Potential verfügt, wie im Falle von U2, auch ganz böse in die Hose gehen. Die Parquet Courts verfügen über dieses Potential, weswegen man bei "Wide Awake!" schon gut hinhören muss, damit man das Händchen von Danger Mouse heraushört.

Aber die Produktion ist nur das Sahnehäubchen des Albums, denn das Famose ist die fantastische Mannigfaltigkeit, die das New Yorker Quartett auf ihrem sechsten, je nach Zählweise auch fünftem  Album offeriert.

Das Album beginnt mit dem Clash-Gedächtnisrocker "Total Football", rückt dann bei "Violence" eine vorwitzige Doors-Gedächtnis-Orgel ins Zentrum, zu der Andrew sich wütend auslässt als sei er der dritte Sleaford Mods.

Es gibt hymnischen Pop, der sich an den Melancholie geschwängerten Songs der Seventies orientiert ("Mardi Gras Beads") und direkt darauf wieder Stücke, die in der Indie-Disco für erhöhte Bewegung sorgen ("Almost Had to Start a Fight/In And Out of Patience"). Auf "Freebird II" wiederum sind es die sechziger Jahre, die man sofort assoziiert, vor dem geistigen Augemainfestiert sich Savage moves like Jagger, als dieser noch Hosen trug, die heutzutage wegen sexueller Belästigung nicht mehr tragbar sind.

Tatsächlich tendenziell in experimentelle Richtung geht die funky Nummer "Normalization" und bei "Back to Earth" tänzeln die Parquet Courts - wie die Broken Bells ;-)-  mit federleichtem IndiePop über den See der Melancholie. Der Gipfel ist aber der dem Album den Titel gebende Talking Heads-und-Beastie Boys-Gedächtnissong-in-einem "Wide Awake". Ja, auch diese Nummer gehört in jede Indie-Disco, am besten zwischen "Burning Down the House" und "Root Down".



Als vorletztes Stück gibt es dann eine Kneipen-Mitsing-Ballade ("Death Will Bring Change"), wie sie nur die Pogues noch schöner hinbekommen haben, ehe zum Schluss mit "Tenderness" ausgelassen getanzt werden darf.

Das Fazit dieser beeindruckenden Platte: Auch wenn am Ende alles nur sinnlos ist, es darf getanzt werden!

Tracklist:
01 Total Football
02 Violence
03 Before the Water Gets Too High
04 Mardi Gras Beads
05 Almost Had to Start a Fight/In And Out of Patience
06 Freebird II
07 Normalization
08 Back to Earth
09 Wide Awake
10 NYC Observation
11 Extinction
12 Death Will Bring Change
13 Tenderness

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