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Montag, 26. Juni 2017

QUICK & DIRTY: BIG THIEF / Capacity

Published: 16.06.2017
Label: Saddle Greek
Genre: IndieRock, FolkRock
Country: Brooklyn N. Y., USA



Members:
Adrianne Lenker (Gesang, Gitarre), Buck Meek (Gitarre), Max Oleartchik (Bass), James Krivchenia (Schlagzeug)

Es war kaum zu erwarten, dass BIG THIEF aus Brooklyn ihr meisterliches Debütalbum "Masterpiece" von 2016 mit ihrem zweiten Album "Capacity" übertreffen.

Aber dem Quartett gelingt es glücklicherweise auf die etwas andere Art das hohe Niveau zu bestätigen. "Capacity" ist kein Meisterwerk, dafür sind die Melodien dieses Mal zu wenig hymnenhaft, die Aufschreie zu leise. Im Gegensatz zum Debüt, muss man dem neuen Album Zeit geben sich zu entfalten.


"Mythological Beauty", die erste Veröffentlichung des neuen Albums, deutete bereits an, dass BIG THIEF den Fokus des neuen Albums von IndieRock auf IndieFolk verschieben könnten, von laut auf leise - und so geschah es.



Die anfängliche Enttäuschung, die Fans der ersten Stunde womöglich beim Hören erfasst, verfliegt schnell, wenn man den Vergleich mit "Masterpiece" beiseite legt und ganz einfach zuhört, welch bewegenden Geschichten Adrianne Lenker auf diesem unendlich zarten Album zu erzählen hat.

Die Befürchtung, dass sich Adrianne, Gitarrist Buck Meek, Schlagzeuger James Krivchenia und  Bassist Max Oleartchik aufgrund des großen Erfolges des Debüts haben drängen lassen, wird in keinster Weise bestätigt.



Musik ist für Adrianne das Vehikel zur Befreiung ihrer selbst und da es anscheinend noch viel zu befreien gibt, ist es nicht verwunderlich, dass bereits knapp sieben Monate nach "Masterpiece" das nächste Album erscheint. Auf "Capacity" befreit sich Songschreiberin Lenker meistens sehr behutsam, lediglich punktuell eingestreute Noise-Tupfer wie bei "Shark Smile" oder dem Titelsong "Capacity", akzentuieren die Lieder, die man sonst durchaus als minimalistischen Folk bezeichnen könnte ("Coma").

Der mit der akustischen Gitarre vorgetragene Album-Opener "Pretty Things " ist ein hingehauchte vertonte Poesie, bei der Adrianne wieder einmal beweist, auf welche unglaublich ästhetische Weise sie ihren fein gewählten Worten mit ihrer ergreifenden Stimme eine geballte Ladung Leben einhaucht:

"Don't take me for a fool. There's a woman inside of me, there's one inside of you, too. There is an eating in my thighs, wherein thunder and lighting men are baptized in their anger and fighting their deceit and lies."



Thematisch scheint sich der rote Faden auf "Capacity" dieses Mal hauptsächlich um "sich ergänzende Gegensätze" zu wickeln. Mann ↔ Frau, Leben ↔ Tod, Mutter ↔ Tochter. Aber wie von Big Thief gewohnt, wird das Thema natürlich nicht abstrakt, sondern in selbsterlebten oder zumindest zutiefst empfundenen und immer glaubwürdigen, weil höchst lebendigen Geschichten aufgearbeitet. So treffen wir im Big Thief-Kosmos immer wieder auf altbekannte Namen wie Matthew  ("Pretty Things") oder lernen Lenkers beste Freundin "Mary" noch besser kennen und auf dem Album-Cover lächelt uns ihr Onkel stolz entgegen - auf dem Arm die kleine Adrianne.

Ja, "Capacity" ist vielleicht kein Meisterwerk - aber es fehlt nicht viel! Willkommen im Haifischbecken des Lebens von BIG THIEF.

Anspieltipps: "Pretty Things", "Shark Smile"

Tracklist:
01 Pretty Things
02 Shark Smile
03 Capacity
04 Watering
05 Coma
06 Great White Shark 
07 Mythological Beauty 
08 Objects
09 Haley
10 Mary
11 Black Diamonds

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