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Montag, 22. Mai 2017

QUICK & DIRTY: COLTER WALL / Colter Wall

Published: 11.05.2017
Label: Young Mary's Record Co.
Genre: Country, Americana, Folk, Blues
Country: Saskatchewan, Kanada



Members: Colter Wall

Wahrscheinlich wird keine einzige Review über das Debüt-Album des Kanadiers COLTER WALL ohne einen Vergleich mit dem einflussreichsten US-amerikanischen Country-Sänger aller Zeiten auskommen.

Das rührt erstens daher, dass Wall's Stimme, wie die des Mannes in schwarz, ein sehr markanter Bassbariton ist und zweitens, dass der Kanadier mit Sicherheit die Alben der "American-Recordings"-Serie des Songwriters aus Arkansas genauso sehr schätzt, wie jeder, für den Musik mehr ist als ein Konsumgut für zwischendurch. Drittens ist Colter Wall ein begnadeter Geschichtenerzähler.

Wall ist in den weiten Prärielandschaften von Saskatchewan aufgewachsen, lebt aber seit geraumer Zeit in Kentucky, wo er immer wieder auf Menschen trifft, die gar nicht glauben wollen, dass ein Kanadier die amerikanische Countrymusik so verinnerlichen kann. Aber wenn man darüber nachdenkt, passt diese tieftraurige handgemachte und ursprüngliche Musik doch perfekt zur landschaftlichen ursprünglichen Weite, die seine Heimatprovinz auszeichnet.



Bereits 2015 veröffentlichte Wall die EP "Imaginary Appalachia", die ihm schnell dazu verhalf, zu einem der Hoffnungsträger im Country-Genre zu werden. Zwei Jahre musste die Country-Musik-Gemeinde warten, bis Wall nun endlich seinen ersten, schlicht "Colter Wall" betitelten Longplayer der hungernden Meute darreicht.



Das Warten hat sich gelohnt, denn Colter Wall widersteht der Versuchung zu viel zu wollen und serviert puren (neo-)traditionellen Country. Das gelingt verzüglich, weil Wall die Fähigkeit hat, wie Johnny Cash, Merle Haggard oder auch Steve Earl die Seele des Zuhörers mit seinen Songs zu berühren - nicht nur durch die Musik, sondern auch durch die Geschichten, die er mit seinen Liedern erzählt. Um ein ganz Großer des Genres zu werden, muss er es nur noch etwas stärker schaffen, seine Geschichten von den typischen Countrythematiken zu lösen - als Anschauungsbeispiel könnte man ihm die Texte von Father John Misty an die Hand geben.


Beste Songs:
"Kate McCannon": Die etwas andere Mörderballade. Wall führt ein fiktives Gespräch mit einem Raben, der sich als Mörder eines hübschen Mädchens outet.



"Transcendent Ramblin' Railroad Blues": Einer der schönsten On-The-Road-Songs aller Zeiten und ein hervorgander Neuzugang für Raucher, die über eine Tobacco-Songs-Playlist verfügen ;-)

"Fraulein": Wir wissen nicht ob Colter Wall tatsächlich Verbindungen ins schöne Rheinland hat, aber selbstverständlich kann es sich bei dem Fräulein, welches er besingt, nur um ein kölsches Mädchen handeln. Die Dame, die sich angesprochen fühlt und nachts, wenn sie in die Sterne schaut an einen bärtigen jungen Mann hinter dem großen Teich denkt, möge sich bitte melden.

Übrigens, nicht vom großartigen Cover reinlegen lassen! Wall ist kein alter Country-Haudeken, sondern mit seinen 21 Jahren gerade soeben dem Stimmbruch und Teenageralter entsprungen. Je nach Whiskey und Tobacco-Genuss wächst da ein neuer Leonard Cohen heran!


Tracklist:
01 Thirteen Silver Dollars
02 Codeine Dream
03 Me and Big Dave
04 Motorcycle
05 Kate McCannon
06 W.B.'s Talkin
07 Snake Mountain Blues
08 You Look to Yours
09 Transcendent Ramblin' Railroad Blues
10 Fraulein
11 Bald Butte

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