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Freitag, 7. Februar 2014

Ja, Panik live im Gebäude 9 in Köln / LIBERTATIA!

05.02.2014, Cologne / Gebäude 9

Um das Ereignis zu begreifen, muss man begreifen:

Es war einmal eine vierköpfige (Andreas Spechtl, Stefan Pabst, Christian Treppo und Manuel Dinhof) stürmische und verdammt wütende Gruppe von jungen Menschen aus dem Burgenland, die im Jahre 2005 beschloss, ihrer Wut und ihrer Kreativität in musikalische Ergüsse zu bündeln.

Schon während der Arbeiten am ersten Album entledigte man sich wieder des bei der Bandgründung gewählten Namens (Flashbax - übrigens findet sich ein Song mit diesem Titel auf der  B-Seite der 1998 erschienenen Oasis-Single "All Around the World" ) und nannte sich nach dem Fragment eines eigenen Songtitels "Ja, Panik".

Kurz nach Erscheinen des ersten Albums "Ja, Panik" verlässt Dinhof die Band und wird durch Sebastian Janata  am Schlagzeug ersetzt. Mit der Singleauskopplung "Zwischen 2 und 4" sendet die Band ein erstes Ausrufezeichen in die Welt!

Im April 2008 erscheint das zweite Album "The Taste and the Money".  Albumhighlight: "Marathon". Nun schällt sich heraus, was schon auf dem ersten Album in einigen Liedern zu erkennen war: Hier will sich jemand verschwenden, im Rausch, in der Raserei und in intelligenter Auseinandersetzung mit der schmerzhaften Realität. Die Wut wächst und ebenso der konzeptionelle Gedanke, der die Band auch durch die folgenden Alben begleiten wird. Die Spex hievt das Album auf Platz 3 seiner Jahrescharts.

Im Wonnemonat Mai 2009 veröffentlicht die Band passenderweise die Vorab-Single "Alles Hin Hin Hin" zum Album "The Angst and the Money", welches auf dem Berliner Label Staatsakt erscheint. „Was auch immer entsteht, ist gemacht, damit es untergeht.“ lautet eine Textzeile aus dem Song "Nevermore", der einen Grundgedanken des Albums auf den Nenner bringt.

Sänger Andreas Spechtl perfektioniert seinen einzigartigen denglischen Gesangsstil mit Wiener Schmäh. Spechtl zieht in die deutsche Hauptstadt während die anderen Bandmitglieder (noch) in Wien verweilen.

2010 gründet die Band auf Staatsakt das eigene Sub-Label "Nein, Gelassenheit" und geht auf eine kurze Tour nach Afrika. Ende des Jahres beginnen die Arbeiten am Album "Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit“, kurz "DMD KIU LIDT".

Das Manifest "DMD KIU LIDT" erscheint im April 2011 und erntet Hochachtung quer durch die Musikfachpresse und Feuilletons. Das bilinguale Konzept, deutsch und englisch in den Texten miteinander zu verknüpfen, wird konsequent ausgebaut, die Referenzen innerhalb der Songgebilde sind unaufzählbar viele. "Safe the planet, kill yourself!

Nach diesem Meisterwerk steht die Band vor der Frage, was nach "DMD KIU LIDT" möglich ist.

Ja, Panik wählen ausgerechnet den Weg, den einst Blumfeld schon beschritt (welchen sie 2009 im Video zu "Pardon" noch parodierten) und ändern radikal die musikalische Herangehensweise, ohne aber ihre Themen Geld, Macht und Gesellschaft aus dem Auge zu verlieren. Gute Laune, ein flottes Tanzbein und Groove ersetzten zornige und melancholische Gitarrengebilde.

"Libertatia" (Review) erscheint am 31. Januar 2014. Fünf Tage vor dem Konzert im Gebäude 9 in Köln, dem zweiten Konzert auf der "Libertatia"-Tour.

Soweit so gut, nun wird hoffentlich verständlich, warum ich hier nicht zu viel über das Konzert verraten will und werde, denn die Spannung, die Erwartung wie Ja, Panik diese Band-Evolution live umsetzten wird, möge noch viele Körper durchdringen ;-).

FACTS:
- Die beiden neuen Mitmusiker und noch nicht Bandmitglieder wirkten anfangs noch als schüchterne Fremdkörper, kommen aber mit Dauer des Konzertes immer besser mit ihren neuen Aufgaben zurecht.



- Ja, Ja, Panik spielen nicht nur "Songs von "Libertatia".
Aber ...

- Ja, es sind Gitarren an Bord und es wird nicht nur gepopt, sondern auch gerockt.

- Der dramaturgische Aufbau des Konzerts ist einer äußerst gelungenen Setlist zu verdanken. Großartig!

- Ja, alle tragen weiterhin gerne Schwarz und Spechtl mag noch immer Halstücher ;-)

- Den Songs von "Libertatia" geht live etwas die Pop-Politur von Musikproduzenten Tobias Levin abhanden. Macht aber gar nix - im Gegenteil!

- Verdrehte Welt: Bei den Nicht-Libertatia-Songs versprüht die Band am meisten gute Laune ;-)

- Es gibt einen Gänsehautmoment höchsten Grades, wenn Spechtl Grüße nach Wien und Dublin sendet.

- Publikum und Band stehen sich zu Beginn eher abwartend gegenüber, aber die Liebe wächst: "Wenn schon ein Leben, das nur Mauern schafft / dann wenigstens nicht mehr in Einzelhaft."

- A bisserl Kapitalismus möglich? Die neuen T-Shirts sind echt scheiße.

- Ja, ich war schon wieder begeistert und bin sehr sehr very gespannt to the hair tips, wie die panische Evolution weitergeht.

Ö


Vorband: Sorry, aber abgedudelte Rockmaschine und leider nicht der Rede wert, obwohl der Song "Until The End" von Bo Candy & His Broken Hearts im Clip gut kommt.

Und wo steckt eigentlich Axl Rose?



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