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Sonntag, 27. Oktober 2013

THE THERMALS live im G9 in Köln

Neulich hatte ich eine echte Alptraumwoche. Heizung defekt. Die Installateure bringen das Ding wieder zum Laufen, aber dabei geht der Haupthahn flöten. Für den Haupthahn ist die liebe RheinEnergie zuständig und so führe ich diverse Telefonate mit einem sächselnden RheinEnergie-Mitarbeiter bis ein Termin steht. Beim ersten Termin wird festgestellt, dass der Haupthahn wirklich klemmt und ausgetauscht werden muss, also neuen Termin ausmachen. Nebenbei wird, nicht gerade lautlos, das Treppenhaus gestrichen und unsere treue Familienkutsche gibt den Geist auf. Fahrzeuglos geht mit zwei Kindern nicht, also diverse Autohäuser aufgesucht und Probefahrten absolviert. Unglaublich, was man da für Menschen kennenlernt. Und wieso gehen eigentlich immer alle Dinge kaputt, sobald das Weihnachtgeld in Sichweite ist? Zu allem Überfluss fühlt sich der liebe Nachbar durch einen hochgewachsenen Busch gestört, also Säge geschnappt und oberschenkeldicke Äste abgesägt und zerkleinert.

Ganz ohne Rezept und mit 100%iger Erfolgsgarantie lassen sich solche F******-Days mit einer ordentlichen Dosis PunkRock abbauen. Eine der derzeit besten PunkRock-Bands,  The Thermals aus Portland (Oregon), gastierten am 23.10. im Gebäude 9 in Köln und ohne Empfehlung meines Arztes oder Apothekers begebe ich mich also dorthin, mit der absoluten Gewissheit, den Akku neu aufzuladen.

Wir sind wieder mal viel zu früh vor Ort, aber es gibt Becks, die Mucke ist gut und das Wetter für einen Oktoberabend äußerst mild. Dann ist es endlich soweit und die Vorband Volley aus Köln beginnt im mittlerweile gut gefüllten G9 das Publikum für die Thermals anzuheizen. Aber das funktioniert leider überhaupt nicht, die Songs sind lausig, der Gesang erbärmlich, die PunkRock-Attitüde wirkt aufgesetzt und die Ansagen ans Publikum "Wir sind Volley wie Volleyball ohne Ball" führen dazu, dass wir kopfschüttelnd ohne Worte den Konzertraum verlassen, um im Vorraum noch gemütlich einige Becks zu konsumieren, bevor es wirklich zur Sache geht.

Um 21:45 geht dann die Post ab. Die Thermals, Sänger Hutch Harris, Bassistin Kathy Foster und Drummer Westin Glass sind vom ersten Song an präsent und legen los als gäbe es keinen Morgen. Die anfänglichen Soundprobleme bekommen sie schon nach den ersten Songs in den Griff, was gut und wichtig ist, denn direkt danach nimmt die PunkRock-Maschinerie mit "Born to Kill" volle Fahrt auf. Hutch ist ein hoch aggressives Energiebündel mit einer schneidenden Stimme, die mich bei einigen Songs sehr an Brian Molko erinnert. Kathy Foster hat ihren Bass absolut im Griff und Schlagzeuger Westin Glass verprügelt seine Felle so dermaßen, dass man Sorge hat, ob er das Set durchsteht. Die Gefahr ist nicht unbegründet, schließlich hat die Band schon drei Schlagzeuger verschlissen ;-).


The Thermals - "Born to Kill" (Official Music Video) from Jeff Rowles on Vimeo.


Knapp 50 Minuten rockt die Band. Gefühlte 100 Songs, immer kurz und knackig. Balladen verboten! Das Pogo tanzende Publikum wird von Minute zu Minute größer. Das erinnerungswürdigste Ereignis findet aber nicht auf, sondern vor der Bühne statt. Ein Typ vor mir, der gerade noch ausgelassen Pogo getanzt und sich in die gefahrenfreie Zone zurückgezogen hat, übergibt sich auf den Boden. Er schüttelt sich kurz und gibt dann wieder den Kopfnicker. Seine Begleiterin geht, kommt mit einen Bier wieder, er greift zum Kölsch, nimmt einen kräftigen Schluck und verschwindet wieder in der pogenden Menge. Viva la PunkRock ;-)!


The Thermals- "The Sunset" (Official Music Video) from Jeff Rowles on Vimeo.

Die Stadt-Revue hatte das Konzert der Thermals als Tagestipp ausgeschrieben und folgenden schönen Satz dazu lanciert: "Wenn wir noch ein paar Jahre warten, werden die Burschen noch die neuen Ramones." Ich kann hiermit bestätigen, dass die Band nach mittlerweile sechs Alben und Hits wie "The Sunset", "Now we can see" und dem atemberaubenden "I Might Need You to Kill" mit dem wunderbaren Nirvana-Rip-Off auf dem besten Weg dorthin ist.



Grossartiges Konzert, das nach etwas mehr als 60 Minuten und mit dem Abschlusssong "Overgrown, Overblown!" endet und unzählige verschwitzte Körper in die noch junge Nacht entlässt. Von der Kotze am Boden ist übrigens nichts mehr zu sehen, ist wohl in der Hitze der Nacht verdampft.

Fazit: Der Volley ging ins Netz. Satz und Sieg für die Thermals!

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