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Dienstag, 9. April 2013

STEVE MASON / Monkey Minds in the Devil's Time

Ich möchte denjenigen kennenlernen, der es schafft, dieses Album nur einem Genre zuzuordnen!

Wieder einmal oder besser, noch strikter als je zuvor, gelingt es dem Ex-Beta Band Sänger Steve Manson mit "Monkey Minds in the Devil's Time" sich außerhalb jeder Schublade zu bewegen.

In 20 (!) Songs (davon sollte man gut die Hälfte allerdings eher als Soundcollagen bezeichnen) mit tiefgründigen, oft sehr persönlichen Texten, offenbart Mason seine Haltung zur aktuellen Politik und den großen aber auch kleinen Problemen des Lebens. Dabei scheut er sich auch nicht, Lösungen bzw. Botschaften explizit anzubieten - am deutlichsten natürlich auf "Fight them back".

Der Albumtitel  und das Cover, welches einen Ausschnitt aus dem Gemälde "Das Jüngste Gericht" von Giotto di Bondone zeigt, verrät bereits, dass Masons Inspirationsquelle in der Düsternis liegt. Von Depressionen gepeinigt - was er in zahlreichen Interviews thematisierte - nutzt Mason seine kreativen Fähigkeiten, um den unerwünschten Gefühlszustand zu kanalisieren und in Musik zu verwandeln. Das Ergebniswar noch nie so beiendruckend und eindringlich, aber auch überbordend wie auf "Monkey Minds in the Devil's Time".


Steve Mason - Monkey Minds In The Devil's Time EPK von domino

Die Reise in die Dunkelheit beginnt nach einem kurzen diabolischem Intro mit "Lie awake". Zu einem typisch gedämpften Beta Band-Drumming singt Mason sehnsuchtsvoll und voller Hingabe über den Zustand, wenn Gedanken kreisen und kreisen und kreisen. Nach der Soundcollage "Flyover 98" (Mundharmonika? Vibraphon?) zeigt der Schotte beim folkigen "A Lot of Love" seine herausragenden Songwriterqualitäten. "The Last of the Heroes" ist eine Dub-Nummer mit gesampelter spanischer Stimme, der Inhalt erschließt sich mir leider nicht, aber es hört sich an wie der Aufruf eines Revolutionsführers a la Che Guevara.

BritPop und Gospel verschmelzen bei "Lonely". Erinnert mich in der Hymnenhaftigkeit etwas an Verve-Songs. "Safe Population" ist eine mit fettem Basslauf geführte Instrumentalnummer und die Midtempo-Ballade "Seen it all before" ebenfalls mit Gospelgesängen ausgestattet, arbeitet mit einem dezent stolpernden Beat. Theatralisch und bedrückend  ist die mit elektronischen Effekten bestückte Spoken-Word-Nummer "From hate we hope". Klingt nach vertontem Weltuntergang!


Steve Mason – Oh My Lord from Institute For Eyes on Vimeo.

Sehr fröhlich, mit Pianopart und einem gutgelauntem und dieses Mal hoffnungsvoll klingendem Mason, dürfte "Oh my Lord" die fröhlichste Nummer des Albums sein - wäre da nicht der Text. Aber mit dem apokalyptischen "Goodbye Youth" kann die aufkeimende gute Laune schnell beseitigt werden. Der Beat der Instrumentalnummer dient dann auch bei "Never be alone", mit dramatischen Geigen angereichert, dazu, um weiter in die Dunkelheit des Seelenlebens vorzudringen.

"More Money, more Fire" klingt wie eine Nummer von den Last Poets oder Gil Scott-Heron. Funky! Aufrührerisch! Demagogisch!

"Fire!" bleibt im Funkgefilde, wird aber tanzbarer und durch Bläser und Gesang sehr groovig. Ebenfalls mit viel Groove, aber Dub und spacigen Sounds klingt "Operation Mason". Könnte durchaus als Nightmares on Wax Double herhalten.


Steve Mason - Fight Them Back von domino

Der bestechenste Song des tollen Albums ist "Fight them back". Klarer Basslauf, feine Breaks, dramatische Komposition, tolle Hookline. Wie ein Song für den Dancefloor ist "Tower of Power" konstruiert. Stampfender fetter Beat, Handclaps. Aber mit dem abrupten Ende nach 1:41 Minuten zerstört er brachial die Erwartungen und gleitet anschließend sanft mit "Come to me", für seine Verhältnisse sehr versöhnlich, dem Ende entgegen.

Gelungenes hoch ambitioniertes Werk des Künstlers Steve Mason, welches sich nach öfterem Hören immer weiter ausdehnt und trotz der Vielschichtigkeit zu überzeugen weiß. Und Steve hat Recht "God was not a Bankmanager!" :-)

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