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Sonntag, 28. August 2016

SUFJAN STEVENS / The Age of Adz

HERZPLATTENREMEBER THAT OLD SHIT
Kategorie: Singer/Songwriter / IndieTronic
Veröffentlichung: 2010

 

Multitalent, SUFJAN STEVENS, er spielt unter anderem Gitarre, Banjo, Klavier, Orgel, Bass, Oboe, Saxophon, Querflöte, Akkordeon und Schlagzeug, legte im 10ten Jahr seines musikalischen Schaffens mit "The Age of Adz" sein elftes (!)  und bis dahin innovativstes Album vor.

Erstmalig geht er den Weg und verbindet auf klangästhetischste Weise Folk und klassische Singer/Songwriter-Strukturen mit elektronischen Sounds und orchestralen Arrangements.

Bei "The Age of Adz" sind die elektronischen und orchestralen Züge so omnipräsent, dass seine Fans, die Sufjan bisher eher als puristischenen Songwriter schätzen, sich wohl verwundert die Ohren rieben. Beim ersten Hören erschlägt einen die übersprudelnde Kreativität und opulente Instrumentierung des Albums. Erst langsam schälen sich die großartigen Kompositionen und verschachtelten Melodiebögen aus den Plings und Plongs und Knartzgeräuschen. Durch die Ummantelung seiner Melodien erreichte Sufjan, dass man dem Album bei jedem Hören immer wieder neue Seiten abgewinnen kann. Ständig entdeckt man Neues und auch sechs Jahre nach Erscheinen des Albums bin ich immer wieder erstaunt über Dinge, die mir vorher nicht aufgefallen waren.

Der Titel "The Age of Adz" spielt auf Royal Robertson (1936-1997) an, einem texanischen Künstler, der an paranoider Schizophrenie leidend, visionäre Kunst erschuf: Gott als Kapitän eines Raumschiffes, Frauen (speziell seine) als potentielle globale Bedrohung, apokalyptische Monster und futuristische Fahrzeuge. Das Artwork des Albums besteht zum Großteil aus Werken von Royal Robertson.  



Sufjan ließ sich durch die Malereien inspirieren und schuf dazu Texte rund um die existenziellen Themen Liebe, Sex, Tod, Krankheit, Angst und Selbstmord. Obwohl einzelne Songs hervorstechen und auch als Single funktionieren, ist "The Age of Adz"ein Konzeptalbum, welches man im Ganzen genießen und entschlüsseln sollte.

Trotzdem ein Blick auf die Highlights: Einer der herausragenden Songs ist "Too Much". Der zu Anfang genau das ist, nämlich "zu viel". Aber irgendwann macht es dann klick und man kann dieses Füllhorn an Ideen gar nicht oft genug anhören ... und jedes Mal gefällt einem eine andere Passage besser! Im Moment tendiere ich zur "Hummelflug"-Passage (etwa ab 5:20). Ein unglaubliches Stück: Vielschichtig, geheimnisvoll, opulent und doch auf eine Kernmelodie fokussiert.



Auch das dem Album den Namen gebende acht Minuten lange Stück "The Age of Adz" ist faszinierend: Es beginnt wie eine Science-Fiction-Attacke, verliert sich dann kurz in der Stille des Weltraums, ehe ein an eine Beatmungsmaschine erinnernder Beat den Song weiterträgt. Dann plötzlich großes flehendes Orchester und Choräle, erneuter Break zur Besinnung und die Wiederkehr des Chorus "And when he dies". "Gloria, Gloria", das grenzt schon an eine Oper!

Weitere Anspieltipps sind das klagend ätherische "Now that I'm older", die im weitesten Sinne als Synthi-Pop-Ballade zu bezeichnende Nummer "I walked" und das über 25 Minuten lange "Impossible Soul". Letztgenannter Song ist ein Opus, bestehend aus mindestens 10 Songs, 2000 Ideen und fast so vielen Instrumenten - ein Arrangement nahe an der Schizophrenie.



Und sollte es wirklich jemanden geben, der mit dieser Art von Musik überfordert ist, dann kann man das herrliche Cover-Artwork einfach in einen eleganten Rahmen packen und an die Wand hängen - vorausgesetzt man besitzt "The Age od Adz" auf Vinyl. Was allerdings schade wäre, außer man gönnt sich das Album einfach zwei Mal. ;-).

Tracklist:
01 Futile Devices
02 Too Much
03 Age of Adz
04 I Walked
05 Now That I'm Older
06 Get Real Get Right
07 Bad Communication
08 Vesuvius
09 All for Myself
10 I Want To Be Well
11 Impossible Soul

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