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Freitag, 6. Mai 2016

ADAM GREEN / Aladdin

Herr ADAM GREEN aus New York hat ja schon immer ein kleines bisschen etwas an der Lampe. Jetzt hat er das Ding gerieben und "Aladdin" herausgelassen, als Film und als Album!


Bevor ich mich der Musik widme, einige Informationen zu Greens 82 Minuten langem Film, der in einer schrillen kunterbunten Pappmaché-Kulisse mit echten Schauspielern gedreht wurde, wild mit Ecstasy und sarkastischer Gesellschaftskritik herumwirft und vier Monate für den Aufbau, aber nur fünf Wochen für den Dreh benötigte.

Die Story: Aladdin (natürlich gespielt von Adam Green) ist ein Möchtegern-Musiker in einer surrealen quietschbunten Welt mit schwer gestörten Familienverhältnissen. Die Mutter ist ein konsumgeiles Etwas und die Schwester das genaue Gegenteil, eine Kämpferin gegen den Kapitalismus Die Stadt, in der Aladdin lebt, wird von einem korrupten skrupellosen König und dessen dekadenter Tochter regiert. Der amerikanische Rolling Stone verpasste dem Film die passende Schlagzeile "Fellini on Ketamine" und besser lässt sich der schräge Independent-Film auch nicht in wenigen Worten beschreiben.



Kaufen kann man den Greenschen Bilderrausch für 8,99 Dollar unter https://adamgreensaladdin.vhx.tv/ - leihen geht schon für 2,99 Dollar. Allerdings ist Deutschland vorerst wieder ausgesperrt (Update: seit dem 7.05 klappt es mit Kreditkarte).  Inhaltlich kann man über den Film geteilter Meinung sein, als künstlerisch wertvoll würde ich ihn aber definitiv bezeichnen!



Das Album "Aladdin" wurde, wie bereits die letzten drei Alben des Anti-Folk-Künstlers, in Los Angeles aufgenommen. Laut Adam Green schrieb er die Songs zwar während der Produktionszeit des Films, aber sie beziehen sich nicht direkt auf diesen, sondern stehen für sich selbst.

Neunzehn Lieder, stellenweise nur hörbuchartige Gimmicks, zaubert die Pippi Langstrumpf des ArtPops aus seiner Wunderlampe und läuft dabei seit langer Zeit endlich wieder zur Höchstform auf. Witzige Lyrics, tolles Songwriting und grandiose Gimmicks.

Gleich der erste Song "Fix my Blues" ist ein legitimer Anwärter für die Songs des Jahres. Ein wunderbar relaxter Basslauf! Green singt als wäre er der junge Scott Walker und barocke Spinettklänge aus der Orgel umrahmen die verträumte Melodie. "Nature of the Clown" kombiniert psychedelische Noisegeräusche und Scrachtin' mit einer funky Gitarre und einem Refrain, der klingt, als wäre er einem tausendmal gehörten Sixties-Ohrwurm entliehen. Liest sich sicher seltsam, klingt auch so - aber gut.



Warum ich beim Sound von "Time Chair" immer an Serge Gainsbourg denken muss, weiß ich eigentlich gar nicht, ich weiß aber, dass ich die fluffige Nummer sofort nach den ersten Takten in meine Favoriten-Playlist geschoben habe und sie wahrscheinlich dort die nächsten Jahrzehnte verweilen wird. Very fein, wie man hier zu sagen pflegt.



DreamPop made by Adam Green gibt es bei "Never lift a Finger", wo der bekloppte hochkreative Soundbastler mit Orgel, Bläsern und dem Thermin einen Song bastelt, der klingt, als könne man damit sich zu diesen Klängen für immer zum Schlafen niederlegen. Lachen dagegen muss man unweigerlich beim schrulligen "Birthday Mambo" und beim instrumentalen BubblegumPop von "Chinese Dance Theme". Ich glaube Herr Green hatte unglaublichen Spaß beim Basteln an "Aladdin" und genauso viel Spaß macht es, in diesen schrillen PopArt-Kosmos des Amerikaners einzutauchen.

Weitere Anspieltipps: "Phoning the Blues", das sanft auf Keys schwebende "Trading our Graves", das drogenverhangene verspielte "Life in a Videogame" und das wie aus einem Musical klingende "Are you interested in Music?". Yes I'am!



Tracklist:
01 Fix My Blues
02 God = Humans
03 Nature of the Clown
04 Aladdin Are You OK?
05 Someone Else's Plan
06 Time Chair
07 Never Lift a Finger
08 TechnoFungal Insect Species
09 Birthday Mambo
10 Chinese Dance Theme
11 Me from Far Away
12 Do Some Blow (With Me)
13 I Only Take Cocaine
14 Phoning in the Blues
15 Trading Our Graves
16 Life in a Videogame
17 No Masterpiece Policy
18 Interested in Music
19 What Is Dying Like?

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