Labels

Freitag, 1. August 2014

J. MASCIS / Tied to a Star

Helden bleiben Helden! Auch wenn das ein oder andere Konzert von DINOSAUR JR in letzter Zeit zu wünschen übrig ließ, ist und bleibt Joseph Donald Mascis Jr., kurz J. MASCIS einer meiner Helden des Alternativen Rock.

Nicht erst seit dem 2011 erschienenen Solo-Albums "Several Shades of Why" entwickelt sich Mascis immer mehr zum Singer/Songwriter, der statt mit schrammelnden E-Gitarren mit einer akkustischen Gitarre und seiner unvergleichlichen Stimme sich, zusätzlich  zu den alten Dinosaur JR-Fans, ein neues Publikum erschließt.

Das am 29. August in Deutschland erscheinende Album "Tied to a Star" versteht sich als Fortsetzung (was auch deutlich am Cover-Design zu ersehen ist) des bereits erwähnten 2011er Albums "Several Shades of Why" und beginnt folgerichtig mit der Ballade "Me again". Wem es gelingt bei dieser Nummer, die vorwiegend aus Mascis Stimme und einer akkustischen Klampfe besteht, nicht an ein loderndes Lagerfeuer und eine Flasche Bier zu denken, der ist wahrscheinlich schon SPD-Mitglied (wahlweise auch CDU oder FDP) oder Couch-Potato mit Privatfernsehanschluss. Würde man versuchen "Me again" in einem Wort zu beschreiben, müsste ich mich entscheiden zwischen "wehmütig" und "sehnsuchtsvoll". Beides Worte, die man auch wunderbar mit der britischen Songwriter-Legende Nick Drake verknüpfen kann, die mir wie schon beim letzten Mascis-Soloalbum beim Hören des neuen Werkes im wieder in den Sinn kommt.

Der zweite Song des Albums "Every Morning" wurde ja bereits vorab Anfang Juni veröffentlicht und von mir bereits in den NEW SONGS Vol. 54 besprochen. Alles, was ich da geschrieben habe, kann so stehen bleiben, hinzufügen möchte ich nur, dass je öfter man das Stück hört, man es sich auch immer besser im Set von Dinosaur JR mit kleinen fein akzentuierten Gitarrenwänden vorstellen kann. Alternativ könnte ich auch mit einer Coverversion von The Horrors leben ;-)

Auf "Heal the Star" klingt die akkustische Gitarre nicht so rein und unschuldig wie beim Einstiegssong, der Anschlag ist härter und steigert sich innerhalb des Songs. Nach dreieinhalb Minuten treibt ein Schlagwerk-Rhythmus die Gitarre scheinbar in die Ekstase, also Augen zu und mit den Armen wedeln. Mit "Wide Awake" brennt wieder das Lagerfeuer, aber Mascis teilt sich die Vocals im Refrain mit Chan Marshall (Cat Power) und wieder gelingt es Masics mit einfachen Akkorden und gekonnten Wechseln im Gitarrenspiel eine großartige Nummer zu basteln, getreu dem Motto "warum kompliziert, wenn es auch einfach geht".



Bei "Stumble" darf die elektrische Gitarre wieder etwas mehr Radau machen. Mascis Stimme klingt fast etwas höher als gewohnt und wenn beim Gesang jemand sich an Nirvanas Unplugged-Album erinnert, sei noch mal erwähnt: Dinosaur JR waren Wegbereiter für Kurt Cobains Combo und nicht umgekehrt! "And then" again Campire-Romantik. Ja, natürlich klingt der Song beim ersten Hören ähnlich wie eingie andere auf den beiden letzten Solo-Alben, aber es sind die feinen Nuancen, die sich peu à peu herausschälen und dann die Songs differenzieren und einzigartig machen.

Ein reiner Instrumental-Songs ist das für Js Verhältnisse sehr auf Rhythmus aufgebaute "Drifter". Anschließend folgt mit "Trailling Off" aber wieder ein typisch sehnsuchtsvoller Song, der alles beinhaltet, was den mittlerweile schlohweißen Gitarristen (der übrigens erst 49 Lenze zählt) aus Massachusetts ausmacht.

Fast nahtlos fließt "Come Down" in den vorhergehenden Song über, das Spiel mit den Saiten wird etwas virtuoser, die Stimme hält sich zurück, haucht nur zart die Silben, um dem Saiteninstrument genügend Platz zu lassen. Der letzte Song des Albums "Better Plane" ist ebenso zurückhaltend wie seine Vorgänger, variiert elegant mit laut und leise und birgt sogar Klavierklänge. "Very fein" wie es in speziellen Fachkreisen so schön heißt, wenn etwas nahezu perfekt ist.

Fazit: Das Mastermind, der Dino des AlternativRocks weiß, was er kann und deswegen tut er das, was er kann. Man könnte ihm zur Last legen, dass er die sichere Route geht, aber warum sollte er sie verlassen, wo doch alles so vortrefflich funktioniert. Also von mir aus bitte weiter so verehrter Herr Mascis und wenn Sie es mit Ihrem Alterswerk so weitertreiben, bekommen Sie neben den vielen Wikipedia-Querverweisen zu AlternativRock, NoiseRock, Shoegazing und Grunge sicher auch noch etliche Einträge, die sie mit Nick Drake und Co. verknüpfen.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen